Der etwas andere Reisebericht aus Slowenien
Eigentlich wollten wir ja dem tristen Herbst in Wien entfliehen. Am Vortag, als wir in Portorosz angekommen waren, hatte es auch noch so ausgesehen, als ob uns das gelingen würde: Deutlich wärmer als zuhause war es schon mal und selbst direkt am Meer konnte man mit einer leichten Jacke spazieren gehen. Trotzdem war eine gewisse nicht so ganz positive Assoziation bei mir aufgekommen, denn ein bisschen erinnerte mich das abendliche Portorosz an Bad Gastein, wo ich im Mai meine Kur verbracht hatte. Einerseits, weil es hier auffällig viele, mitunter wenig geistreiche, Österreicher:innen gab – mehr als Einheimische anscheinend –, und andererseits, weil nur einzelne und nicht notwendigerweise die besten Lokale geöffnet hatten. Aber sei’s drum, das Abendessen im Hotel am ersten Abend schmeckte schließlich auch hervorragend. Selbstgemachte Fuzzi-Nudeln mit Trüffel. Wir hätten es schlechter treffen können.
Ein holpriger Start
Da waren wir nun also an Tag 2 unseres Kurzurlaubs. Das üppige Frühstücksbuffet konnte allerdings nicht davon ablenken, dass es draußen in Strömen regnete. Mist! Was nun? Wir beschlossen – schließlich waren wir auf Urlaub und nicht zum Nasswerden hier – uns einfach noch einmal aufs Ohr zu legen.
Um 13 Uhr sah die Welt draußen endlich ein bisschen besser aus. Juhu, jetzt wollten wir nach Piran! Meine Freundin E. war vorbereitet: „Es gibt einen Bus!“, berichtete sie. „Super, dann müssen wir nur noch an der Rezeption fragen, wo die Station ist!“, befand ich. Gesagt – getan. Es stellte sich heraus, dass die Busstation ganz nah war und die Fahrt mit dem Bus nur 1,50 Euro kostete. Draußen war es noch etwas frisch, weswegen E. beschloss, noch mal aufs Zimmer zu gehen und einen Pullover zu holen.
„Schau dir das an!“ Mit diesen Worten riss sie mich kurz danach aus meinen zwischenzeitlich zu einem köstlichen Café Latte abgedrifteten Gedanken. Sie hielt mir einen halben Schlüssel entgegen. Er war einfach in der Mitte abgebrochen. Die andere Hälfte steckte nach wie vor im Schloss ihrer Zimmertür. So ein billiges Klumpert! Die Sonnenbrille, die E. eigentlich auch noch holen wollte, war somit gut verwahrt. Auch vor E. selbst!
Wir machten uns also wieder auf den Weg zur Rezeption. E. ein paar Schritte vor mir. Plötzlich – ich konnte gar nicht schnell genug schauen – riss es ihr buchstäblich die Füße unterm Hintern weg und sie landete äußerst schwungvoll und unter rudernden, aber leider wirkungslosen Armbewegungen auf ihrem Allerwertesten! Wie in einer Slapstickkomödie. Zumindest für nicht Betroffene. Vom Boden aus blickte mich meine Freundin jetzt halb erstaunt, halb entsetzt an. „Alles ok?“, fragte ich zaghaft. Vorsichtig rappelte sich E. hoch. „Schauma mal.“ Misstrauisch setzte ich ganz langsam einen Fuß vor den anderen, denn jetzt hatte ich die Ursache von E.s unfreiwilliger Einlage erkannt: Der Boden war nass, aufgewischt worden. Allerdings, ohne dass die Putzkraft eine entsprechende Warnung hinterlassen hätte.
Jetzt hatten wir schon zwei Themen für die Dame an der Rezeption. Das Problem mit dem Türschloss schien sie nicht zu überraschen. „Ein Fall für Maintenance“, konstatierte sie kurz. Aha, na dann sollten die wenigstens wissen, wie man das Problem löst. Außerdem versprach sie, ein Warnschild wegen des nassen Bodens aufstellen zu lassen.
Nachdem das geklärt war, machten wir uns zu dritt – E.s Hündin Lilly war stets mit dabei – auf den Weg zur Busstation, die sich vor einem alten und schon etwas dem Verfall preisgegebenen Haus nahe unseres Hotels befand. Als wir sie erreichten, konnten wir dem Bus nach Piran gerade noch hinterherwinken. Wir waren wohl um drei Sekunden zu langsam gewesen. Das passte irgendwie zu diesem Tag. Warum hätte auch plötzlich etwas glatt gehen sollen? Knappe zwanzig Minuten später kam der nächste Bus. Nichts wie rein! Dachten wir zumindest. Doch der Fahrer warf einen eisigen Blick auf Lilly und sagte nur zwei Worte: „no dog“. Na toll, DAS hätte uns auch jemand sagen können!
Auf nach Piran
Mangels Alternativen gingen wir zurück zum Hotel, um das Auto zu holen und machten uns endlich auf den Weg nach Piran. Nach etwa fünf Minuten Fahrzeit stellten wir fest, dass wir schon da waren. Diese Strecke hätten wir auch zu Fuß gehen können! Die Entfernung hatten wir falsch eingeschätzt, weil sowohl Google als auch die Karte an der Strandpromenade in Portorosz einen Weg von mehreren Kilometern gezeigt hatte. Na, auch schon egal und vielleicht sogar besser, da wir beide fußtechnisch etwas lädiert waren. An einer Schranke zogen wir ein Ticket und stellten uns gleich auf den ersten Parkplatz direkt am Meer.
Ab jetzt ging es zu Fuß weiter. Na bumm! Die Wellen waren immer noch hoch. An manchen Stellen ergoss sich das Meerwasser immer wieder schwallartig und ohne Vorwarnung über die Uferpromenade, obwohl das Wetter mittlerweile besser geworden war. Einige unachtsame Tourist:innen quietschten, hüpften und bekamen allem Anschein nach trotzdem nasse Füße. Wir nicht! Endlich einmal etwas an diesem Tag, das wir mit Bravour meisterten.
Piran ist ein hübsches Städtchen mit einem kleinen, aber feinen Hafen und einer pittoresken Kirche am äußersten Ende der Halbinsel. Die Sonne zeigte endlich, was sie trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch konnte und so gönnten wir uns das voraussichtlich letzte Eis der Saison. Das fühlte sich jetzt doch wie Urlaub an! Wenn nur nicht diese anderen Österreicher:innen gewesen wären! Von denen sich ausgerechnet neben uns eine ganz Horde in bereits stark alkoholisiertem Zustand lautstark und wenig intelligent unterhielt, als wir nach einigen Stunden beschlossen, dass es Zeit für einen Kaffee war. Was hätten wir darum gegeben, dieser Sprache nicht mächtig zu sein!
Rückzug
Zwei Mal Calamari fritti und einen malerischen Sonnenuntergang später – diesmal ohne unerwünschte Gesellschaft – traten wir den Heimweg an. Doch auch das hatten wir uns wieder einmal leichter vorgestellt. Wir marschierten mehrfach im Kreis, sogar wieder ein Stück zurück und fragten einheimisch aussehende Leute, entdeckten aber trotzdem keinen Parkautomaten, um zu bezahlen. Nach einigen falschen Auskünften fanden wir heraus, dass man direkt bei der Ausfahrt zahlte. Na gut. Ende gut, alles gut. Oder doch nicht?
„Was ist das?“, fragte E., als wir gerade rücklings aus der Parklücke schoben. Sie wies auf eine Plastikhülle, die unter einen Scheibenwischer geklemmt war und eine Art Brief enthielt. Ich nahm sie und betrachte den Inhalt, verstand aber kein Wort, da der gesamte Text auf Slowenisch verfasst war. Ein weiterer Fall für die Rezeption! Beim Verlassen der Stadt zahlten wir übrigens stolze 18 Euro für ein paar läppische Stunden Aufenthalt.
An besagter Rezeption erhielt der Tag, der sich nach einen Anfangsschwierigkeiten ja doch noch zu seinem Vorteil entwickelt hatte, einen herben Rückschlag. Der „Brief“ war ein Strafzettel. 80 Euro sollten wir zahlen, 40, wenn wir innerhalb der nächsten Woche überwiesen. „Das zahle ich sicher nicht!“ E. war entrüstet, ich auch. Wir hatten doch nichts falsch gemacht und schon 18 Euro Parkgebühr bezahlt! Unter der angegebenen Telefonnummer war niemand mehr erreichbar, überhaupt war erst am Montag – es war Freitag – zwischen acht und 12 Uhr (sic!) wieder jemand zu sprechen. Na wunderbar!
Doch das war noch nicht das Ende vom Lied … (Fortsetzung folgt).